Oft gefragt – mit Bild & Musik lernen

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Warum habe ich eigentlich noch nie mit Musikvideos in meinen Deutschkursen gearbeitet? Ich selbst liebe Musik und ich halte den Einsatz von Musik im Zusammenhang mit (Sprach-)Bildung für sehr produktiv. Über die Jahre habe ich gerne Melodien, Liedtexte, Liedausschnitte, Stimmungen, die Musik erzeugen, oder auch KünstlerInnenporträts eingesetzt. Aber nie Videos. Ein Versäumnis! Eine Beiträgerin in einer didaktischen Werkstatt auf der Internationalen DeutschlehrerInnentagung 2017 in Fribourg hat mich auf diesen Schatz aufmerksam gemacht, den ich gerne teilen möchte. Hier also mein Mitbringsel von der sommerlichen Fortbildungswoche in der Schweiz.

Alexandra Virtanen – sie arbeitet an der Universität von Turku in Finnland – hat mit „Oft gefragt“ ein wundervolles Musikvideo für ihren Deutschunterricht gesucht und gefunden. Es lässt sich aber, mit Ausnahme der Rezeption der Lyrics, auch in anderen Sprachen bearbeiten. „Oft gefragt“ ist ein Lied von der ersten Platte von AnnenMayKantereit (im Übrigen kann ich die Kölner Band auch live nur empfehlen ;)). Die Sequenz, die Alexandra sich für den Unterricht überlegt hat, ist ganz übersichtlich und deshalb – wie ich finde – auch so bestechend:

Den Lernenden wird einfach ein Bild präsentiert: nämlich das Anfangsbild zum Musikvideo von „Oft gefragt“ (siehe Bild links).
Das Bild und auch das weitere Video konzentriert sich auf eine Szene beim Essen – aus der Vogelperspektive. Vier Gedecke sind sichtbar und vier Paar Hände dazu. Sie teilen Salat und Spaghetti aus, schenken Getränke ein, reichen einander Zutaten… ein gemeinsames Essen eben. Worüber die da wohl reden? Wir wissen es nicht, aber Vermutungen anzustellen dürfte für die meisten nicht schwer sein. Vermutlich lässt sich auch auf vergleichbare Szenen zurückgreifen. Wie gestaltet sich nun die Bearbeitung?

  • Die Bildungssequenz beginnt mit der „Entlastungsphase“: Assoziationen und Wortschatz werden gesammelt. Wie so oft erscheint mir der Einsatz der zwei „Wunderfragen“ produktiv: „Was siehst du?“ und „Was denkst du?“.
  • In einem zweiten Schritt geht es um „spontanes Sprechen“: Das Video läuft und die Lernenden versuchen sich in die Personen aus dem Video zu versetzen und sprechen dazu.
  • Erst jetzt wird thematisiert, dass es sich hierbei um ein Musikvideo handelt. Das kann dann auch gemeinsam rezipiert werden, muss aber auch nicht angeschaut und angehört werden. Für musikaffine Menschen wie mich besteht darin aber sicher die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Außerdem wird nur so weitere Arbeit mit den Lyrics möglich bzw. ergibt sich so der Bedeutungswandel von einer Alltagsszene – dem gemeinsamen Essen – hin zur Bedeutung hinter dem gemeinsamen und geteilten Alltag: das Liebesgeständnis an die Familie: „Du bist zuhause für immer und mich“.

Ich möchte hier noch die Autorin der didaktischen Idee zitieren. Nebenstehend daher Alexandra Virtanens Beschreibung zur Bearbeitung für die IDT-2017 ( > zum Vergrößern einfach Klicken!).
Ich freue mich schon auf den nächsten Unterricht, in dem ich „oft gefragt“ einsetzen kann!

Und für den Fall, dass Sie sich auch so inspiriert fühlen oder einfach nur neugierig sind, schließe ich mit weiterführender didaktischer Literatur zum Entfalten der eigenen Ideen und Zugänge. Ich konzentriere mich auf einen der Print-Klassiker zum Thema und einer fundierten und wachsenden Online-Ressource:

Viel Spaß damit!

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