Lassen Sie mich mit einer kleinen Geschichte beginnen:
Ich mache bei der Arbeit immer einen Fehler, deshalb heiße ich der Ein-Fehler-Mann. Sogar in Mathe mach ich einen Fehler, obwohl ich eigentlich so gut bin! Aber manchmal mache ich auch bei den Ansagen einen Fehler. Und immer lacht mich Zian aus und sagt: „Ha, ha – Ein-Fehler-Mann!“ Aber eines Tages wurde ich traurig, als mich Zian sehr ausgelacht hat. Aber dann hat sich Zian bei mir entschuldigt und ich wurde wieder glücklich.
Dies ist das Buch mit der Nummer 622 von Syed aus der Serie der „Kleinen Bücher“. Was dahinter steckt? Es handelt sich dabei um ein Klassenprojekt der M2 – der Mehrstufenklasse mit reformpädagogischem Schwerpunkt an der Volksschule Ortnergasse in Wien. Wir haben an dieser Stelle schon einmal ein Projekt dieser Schule vorgestellt bzw. wieder in Erinnerung gerufen, nämlich im Beitrag zum WeltABC. Ein Blick auf die Projektseite der Schule lohnt sich übrigens allemal, denn da tut sich so einiges Hocherfreuliches. Das kann rauskommen, wenn mit Vielfalt und Mehrsprachigkeit kreativ und äußerst professionell umgegangen wird – mit großem Engagement und Einsatz der LehrerInnen (… und leider ohne entsprechende grundlegende finanzielle Förderungen, stattdessen häufig über Preise honoriert oder aus Eigenmitteln gefördert).
Doch zurück zu den „kleinen Büchern“: 5 Texte, 5 Bilder, 1 Umschlag. So lässt sich die Idee am kürzesten zusammenfassen. Christian Schreger, der Begründer und unermüdliche Begleiter des Projekts dazu: „In den letzten Jahren sind über 1000 KLEINE BÜCHER in der M2 entstanden – geschrieben, erzählt, gezeichnet oder fotografiert von Kindern aller Alterstufen.“ Die Kinder haben keine Themenvorgaben, sondern schreiben frei darüber, was sie beschäftigt, bewegt, fasziniert – über Weltraumpiraten, Prinzessinnen, Reisen in ferne Länder und natürlich über den Kater Isidor, dem Elisa sage und schreibe 101 Bücher gewidmet hat.
Wie steht es um die Erhältlichkeit dieser kleinen Schätze?
„Man kann sie machen, kaufen kann man sie nicht. Die Grundidee des Projekts war, einen Prozess in Gang zu bringen. Das hat offenbar sehr erfolgreich funktioniert, der Prozess ist wichtig, nicht das Ergebnis. Das Endprodukt ist Folge von Arbeit, kein Konsumprodukt ohne diese. Das haptische Element spielt eine wichtige Rolle – darum sind die ‚Kleinen Bücher‘ auch nicht online [als PDF zum Download]. Bücher sind Bücher, Text und Bilder auf Bildschirmen sind was anderes.“
– so Christian Schreger. Wie wahr! Die kleinen Videos, über die Projektwebseite als „Kleine Bücher Online“ anwählbar, in denen die AutorInnen ihre Werke vorlesen und die einzelnen Seiten eingeblendet werden, sind eigenständig und auf jeden Fall sehenswert. Manche davon (mit einem hochgestellten Einser markiert) sind sogar mehrsprachig – wie beispielsweise die Geschichten von Jaspreet (Punjabi/Dt.), von Daniel (Italienisch/Dt.), von Anouk & Nouri (Kurdisch/Dt.), von Sanja (Kroatisch/Dt.), von Volkan (Türkisch/Dt.), von Aydin (Aserbaidschanisch/Dt.), von Fatima (Arabisch/Dt.), von Tringa und Adea (Albanisch/Dt.) oder von Zyed & Zian (Urdu/Africaans/Dt.). Was die Videos noch können: Sie machen Lust, selbst zum Stift zu greifen. Wie’s funktioniert, erfahren sie hier!
Eine ausführliche Darstellung des Projekts finden Sie ebenfalls auf der Webseite.
Leave a Reply